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Hasso von Etzdorf: Nachlass eines widerständigen Diplomaten erschlossen
Der Diplomat Hasso von Etzdorf (1900-1989) war seit Kriegsbeginn 1939 Vertreter des Auswärtigen Amts beim Oberkommando des Heeres. Im Oktober 1939 verfasste er gemeinsam mit Anderen eine Denkschrift, in der die militärische Führung zur Opposition gegen den Westfeldzug aufgefordert wurde. Etzdorf hielt zwar Kontakt zu einzelnen Widerständlern gegen den Nationalsozialismus, war aber nicht in die Vorbereitungen des 20. Juli 1944 eingebunden. Seit Februar 1945 war er Generalkonsul in Genua und half, die befohlene Zerstörung des Hafens zu verhindern. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Etzdorf mehrere Jahre interniert. 1948 bis 1950 leitete er das Deutsche Büro für Friedensfragen, eine Vorläuferinstitution des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik. Er war später Abteilungsleiter, zuletzt Botschafter in London (1961-65).
Das Politische Archiv des Auswärtigen Amts verwahrte seit 2000 einen ersten Teilnachlass von Etzdorfs. 2014 aus dem Stadtarchiv Göttingen hinzugekommene Unterlagen, die sich dort im Schriftgut des Corps' Saxonia befunden hatten, machten eine Neuordnung und -verzeichnung notwendig. Der Nachlass umfasst Tagebücher, Handakten, Aufzeichnungen und Korrespondenzen aus der Tätigkeit als Vertreter des Auswärtigen Amts beim Oberkommando des Heeres, als Generalkonsul in Genua, als Abteilungsleiter und Botschafter in Ottawa und London, Materialien zum Wilhelmstraßenprozess, zum Deutschen Büro für Friedensfragen, Zeitungsausschnitte und Fotografien. Der Nachlass umfasst 67 Archivalien. Er ist in der Datenbank des Politischen Archivs und über ein Findbuch verzeichnet.
Es kann nicht verwundern, dass der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in den Akten des Auswärtigen Amts undeutlich bleibt. Dagegen gibt der Nachlass Hasso von Etzdorfs einen klaren Einblick in das Wirken und Denken eines widerständigen und deshalb bemerkenswerten Diplomaten.