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Keine Überraschungen - oder wie man den Bundespräsidenten auf dem falschen Fuß erwischt

Artikel

14.-22. November 1965: Besuch des Präsidenten Grégoire Kayibanda aus Ruanda in der Bundesrepublik

Bundespräsident Heinrich Lübke (rechts sitzend) im Gespräch mit Grégoire Kayibanda, Präsident der Republik Ruanda (links sitzend), im Schloss Bellevue. In der Mitte sitzt ein Dolmetscher.
Bundespräsident Heinrich Lübke (r.) im Gespräch mit Grégoire Kayibanda, Präsident der Republik Ruanda (l.), im Schloss Bellevue. (M. ein Dolmetscher) © Bundesregierung/ Guido Bergmann

Besuche von Staatsoberhäuptern werden, auch wenn es sich „nur“ um einen inoffiziellen Besuch, also keinen Staatsbesuch, handelt, minutiös vorbereitet. Möglichst alle Eventualitäten werden vorher abgeklärt, ein „Programm“ mit allen Terminen während des Besuchs wird erstellt, es wird über Geschenke nachgedacht und selbstverständlich wird auch über den Austausch von Orden gesprochen.

Das Programm für den Besuch des Präsidenten von Ruanda war längst fertig; es umfasste mit Sonderteilen für die Besuche in Berlin, Hamburg und Bayern über 20 Schreibmaschinenseiten. Zimmerpläne und Wagenfolgen waren festgezurrt. Geschenke für den ruandischen Präsidenten lagen bereit: ein Transtorradio „Satellit“ der Marke Grundig mit Netzteil und 4 Kurzwellenbereichen, Kostenpunkt 570 Deutsche Mark sowie ein Foto des Bundespräsidenten mit Widmung im Silberrahmen für 250 Mark.

Bundespräsident Heinrich Lübke (links stehend) überreicht den Orden an Grégoire Kayibanda, Präsident der Republik Ruanda (rechts stehend.), im Schloss Bellevue am 15. November 1965. Beide stehen einander zugewandt und reichen sich die Hand.
Bundespräsident Heinrich Lübke (l.) überreicht den Orden an Grégoire Kayibanda, Präsident der Republik Ruanda (r.), im Schloss Bellevue, 15. November 1965 © Bundesregierung/ Guido Bergmann

Auch über die Orden war gesprochen worden: Es sollte kein Ordensaustausch stattfinden. Kurzum – alles war genauestens geplant und die geölte Maschine des Protokolls war bereit, den Besuch genau wie vorgesehen abzuspulen. Denn deshalb wird ja so akribisch geplant – damit es später keine, aber auch gar keine Überraschungen gibt.

Am Morgen des Besuchs beim Bundespräsidenten teilte Präsident Kayibinda dem mitgereisten deutschen Botschafter Hans-Joachim Steinbach mit, dass er beabsichtige, dem Bundespräsidenten das Grande Croix d’Honneur von Ruanda zu verleihen, das bisher lediglich einmal, nämlich an König Baudoin von Belgien verliehen worden war. Diese Mitteilung löste große Aufregung aus. Schnellstens wurde der Bundespräsident unterrichtet. Der stimmte der Verleihung zu, nur konnte er sich nicht – was sonst in jedem Fall üblich gewesen wäre – mit einem Orden der Bundesrepublik revanchieren. Eine solche Blöße wollte die Bundesrepublik sich nicht geben und die Protokollmaschine musste in den Notfallmodus schalten. Noch kurz vor dem Abflug des Präsidenten wurde ihm gewissermaßen im Schnellverfahren die Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik überreicht. Allerdings nur die Ordensinsignien, die Verleihungsurkunde konnte nicht so schnell fertiggestellt werden. Sie wurde über die Botschaft in Ruanda nachgereicht.


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Über das hier dargestellte besondere Dokument wird in der Rubrik Regest und Formalbeschreibung informiert.
Internes Schreiben vom 16. November 1965, Archivsignatur: PA AA, B 8, Bd. 1566 © AA

Regest und Formalbeschreibung

Bonn, 1965 November 16

Der Ordensreferent des Auswärtigen Amts Legationssekretär Peter Maier-Oswald informiert den Chef des Protokolls über die Verleihung der Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik an Präsident Grégoire Kayibanda von Ruanda.

PAAA, Bestand B 8, Bd. 1566.

Internes Schreiben („Aufzeichnung“), paraphiertes Konzept, DIN-A4, 1 Blatt, Vorderseite Maschinenschrift, im Dokumentenkopf mittig maschineller Vermerk „D[urch]dr[uck] als Konzept“, rechts darunter Ort und Datum, darunter mittig als Überschrift „Aufzeichnung“, daneben Ausgangsstempel mit paraphiertem Vermerk „Gef[ertigt] 16.11.“, handschriftliche Anmerkungen mit blauer Tinte am und unter dem letzten Absatz „Herr Horen/Herr Horen hat die Urkunde geschrieben“, zwei Wiedervorlageverfügungen mit handschriftlichen Bemerkungen und Paraphen in verschiedenen Blaustiften.

Der Inhalt dieser Präsentation steht unter einer Creative-Commons-Lizenz: CC BY-NC-ND 3.0 DE

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