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Änne Kundermann und Ellinor von Puttkamer: Deutschlands erste Botschafterinnen

Am Tisch sitzen eine Änne Kundermann und ein Mann, die beide Dokumente unterschreiben, neben und hinter ihnen stehen eine Frau und sieben Männer. Dahinter ist ein sehr großes Gemälde oder Wandteppich zu sehen.

Übergabe des Beglaubigungsschreibens durch Botschafterin Änne Kundermann im polnischen Außenministerium 1952, Archivsignatur: PA AA, S 15, L 138, © AA

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22. März 1950: Otto Grotewohl ernennt Änne Kundermann zum „Chef der diplomatischen Mission“ der DDR in Bulgarien

Der Weg für Frauen in Leitungspositionen innerhalb der deutschen Diplomatie war und ist nicht selbstverständlich. Die zwei ersten weiblichen Botschafter, Änne Kundermann (1907–2000) in Bulgarien für die DDR seit 1950 und Ellinor von Puttkamer (1910–1999) für die Bundesrepublik seit 1969 beim Europarat in Straßburg verdeutlichen dies durch ihre Biografien.

Porträtfoto in schwarz-weiß von Änne Kundermann, Datum der Aufnahme unbekannt, Archivsignatur: PA AA, S 15, L 36
Porträt Änne Kundermann, Datum der Aufnahme unbekannt, Archivsignatur: PA AA, S 15, L 36 © AA

Geboren 1907 in Mannheim als Tochter eines Gaswerkarbeiters, fand Änne Kundermann nach dem Volksschulabschluss eine Anstellung in einer Kartonagefabrik und engagierte sich nach dem Vorbild ihres Vaters bereits in jungen Jahren politisch, seit 1928 in der KPD. Als Stenotypistin wurde sie zur Kommunistischen Jugend-Internationale nach Moskau delegiert, als Sekretärin unter anderem beim Zentralkomitee der KPD in Berlin sowie der Roten Gewerkschaftsinternationale Interkom angestellt und fungierte als Agentin der Roten Armee. 1933 emigrierte sie in die Sowjetunion. Dort zählte sie zum engeren Kreis um Wilhelm Pieck, war unter anderem für die Kommunistische Gewerkschaftsinternationale tätig und gehörte dem Nationalkomitee Freies Deutschland an.

Änne Kundermann gehört zu den ersten Frauen, denen die KPD nach Kriegsende in Deutschland die politische Aufbauarbeit übertrug. Sie leitete die Kaderabteilung der KPD-Landesleitung des Mecklenburgischen Landtags und übernahm nach ihrem Eintritt in die SED 1946 weitere Leitungsposten auf Partei- und Landesebene. Entsprechend wiesen sie ihre soziale Herkunft, ihr kontinuierliches politisches Engagement, ihre Auslandserfahrungen, ihre Mitarbeit im Widerstand während des Nationalsozialismus sowie am Aufbau der politischen Strukturen der späteren DDR nach deren Gründung 1949 und nicht zuletzt ihre persönlichen Beziehungen zum Staatspräsidenten Wilhelm Pieck als geeignete Kandidatin für den Auswärtigen Dienst aus.

Ihre Tätigkeit als Diplomatin führten sie als Leiterin der diplomatischen Mission zuerst nach Sofia, ab Juli 1951 bis 1953 nach Warschau und nach einigen Jahren in der Zentrale des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der DDR von 1960 bis 1961 als Botschafterin nach Albanien, bevor sie 1972 in Ruhestand ging. Änne Kundermann starb 2000 in Berlin.

Porträtfoto in schwarz-weiß von Ellinor von Puttkamer vom 20. Januar 1969
Porträt Ellinor von Puttkamer, Datum der Aufnahme: 20. Januar 1969 © Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Ellinor von Puttkamer, die in der Bundesrepublik fast 20 Jahre später einen ähnlichen Posten bekleidete, verhalfen neben ihrer persönlichen Eignung Reformbestrebungen innerhalb des Auswärtigen Amts zur Funktion des ersten weiblichen Botschafters der Bundesrepublik Deutschland. 1910 im pommerschen Versin als Nachfahrin des dortigen Uradels geboren, studierte und promovierte sie in Geschichte. Mit verschiedenen Anstellungen und Lehrveranstaltungen verband sie ihre Interessen für Rechtswissenschaften und habilitierte sich in Vergleichender Verfassungsgeschichte und Osteuropäischer Geschichte, sodass sie 1963 eine außerplanmäßige Professur an der Universität Bonn innehatte. Bereits seit 1953 war sie im Auswärtigen Amt auf verschiedenen Posten und später in Leitungsfunktionen tätig. Die Ernennung der ersten Frau zur Botschafterin 1969 wird zwar innerhalb der Berichterstattung etwa des Bremer Weser-Kuriers über die Gleichstellungsbemühungen des Auswärtigen Amts erwähnt, ohne jedoch ihren Namen zu nennen. Der Grund für ihre Versetzung in den einstweiligen Ruhestand 1973 und im Jahr darauf in den endgültigen geht aus ihrer Personalakte nicht hervor, ihre Klage dagegen blieb ohne Erfolg. Ellinor von Puttkamer verstarb 1999 in Bonn.



Über das hier dargestellte besondere Dokument wird in der Rubrik Regest und Formalbeschreibung informiert.
Vorlage Grotewohls an den Ministerrat vom 22. März 1950, Archivsignatur: PA AA, S 12, MR-A 1 © AA

Regest und Formalbeschreibung

Berlin, 1950 März 22

Ministerpräsident Grotewohl an den Ministerrat der DDR: Mitteilung über die Ernennung Änne Kundermanns und Jonny Löhrs zu Chefs der Diplomatischen Missionen in Bulgarien und Rumänien, Festlegung der Bezüge, Bitte um Beschluss des Antrags.

Archivsignatur: PA AA, S 12, MR-A 1

Ministerratsvorlage, Reinschrift. DIN-A4, 1 Blatt, Vorderseite in Maschinenschrift beschrieben. Dokumentenkopf „Deutsche Demokratische Republik. Der Ministerpräsident. An den Ministerrat“, Vermerke: Stempel „Sitzungsmaterial“, darin in rot „Vorl. Nr. 103“ (Vorlage Nr. 103 für den Ministerrat), Paginierungen „18“ (Bleistift), „000020“ (Stempel), „17“ (Stempel).

Der Inhalt dieser Präsentation steht unter einer Creative-Commons-Lizenz: CC BY-NC-ND 3.0 DE


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