Willkommen auf den Seiten des Auswärtigen Amts

Das Oberhaupt der katholischen Kirche mahnt Adolf Hitler zum Frieden

Artikel

31. August 1939: Der Botschafter beim Heiligen Stuhl an das Auswärtige Amt

2019 jährt sich zum achtzigsten Mal der Beginn des Zweiten Weltkriegs. Das Telegramm mit der Nachricht Papst Pius´ XII. an Hitler belegt einen letzten diplomatische Versuch, den Frieden in Europa zu wahren.

Bevor der gebürtige Römer Eugenio Pacelli im März 1939 das Papstamt übernahm, war der ausgebildete Diplomat Leiter des Staatssekretariats und Apostolischer Nuntius beim Königreich Bayern (München) sowie beim Deutschen Reich (Berlin) gewesen. Als neugekrönter Papst nutzte er seine Begabung und Erfahrung als Vermittler zwischen den europäischen Staaten und gab die Hoffnung nicht auf, dass „Verhandlungen zu einer gerechten und friedlichen Lösung führen können“.

Das vorliegende geheime Telegramm versandte Diego von Bergen, der damalige Botschafter des Deutschen Reichs in Rom (Vatikan), am 31. August 1939 um 15.05 Uhr chiffriert und mit der Beschleunigungsverfügung „Cito!“ (Eilt!) an das Auswärtige Amt. Das entzifferte Fernschreiben wurde insgesamt 13 Mal kopiert und lag Ernst Freiherr von Weizsäcker, dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts, zur Bearbeitung vor. Seine Kenntnisnahme des Stücks mit der Nummer 3 ist durch die mit einem braunen Farbstift gesetzte Paraphe und durch den Zeichnungsvorbehalt in Form eines Kreuzes oben rechts ersichtlich. Papst Pius XII. bittet in der schriftlich übergebenen Botschaft „die Regierungen Deutschlands und Polens, alles zu tun, um irgendeinen Zwischenfall zu vermeiden und von jeder Maßnahme Abstand zu nehmen, die geeignet wäre, die gegenwärtige Spannung zu verschärfen“. Als Bekräftigung seiner Nachricht fordert der Pontifex Maximus durch seinen Kardinalstaatssekretär Luigi Maglione die Botschafter der unmittelbar betroffenen Länder England, Frankreich und Italien auf, seinen Appell zu unterstützen.

Am gleichen Tag wurde seitens des Deutschen Reichs eine gewaltsame Lösung beschlossen, so dass die Intervention des Papstes nur noch als letztes Zeugnis seiner Bemühungen für den Frieden vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs betrachtet werden kann.

Über das hier dargestellte besondere Dokument wird in der Rubrik Regest und Formalbeschreibung informiert.
Telegramm von Botschafter Diego von Bergen an das Auswärtige Amt vom 31. August 1939, Archivsignatur: PA AA, RZ 102, R 29684205 © AA
Regest und Formalbeschreibung

Rom, Vatikan, 31 August 1939

Diego von Bergen, deutscher Botschafter beim Heiligen Stuhl, übermittelt die Bitte von Papst Pius XII. an Adolf Hitler um eine friedliche Lösung des Konflikts mit Polen.

Archivsignatur: PA AA, RZ 102, R 29684.

Bericht, Ausfertigung, hektographierte Abschrift Nr. 3 des Telegramms Nr. 74, DIN-A4, 1 Blatt, Maschinenschrift, Dokumentenkopf „Telegramm (Geh[eimes] Ch[iffrier] V[erfahren])“, oben rechts Zeichnungsvorbehalt, Zirkular-Stempel unten rechts, darin Nr. 3 mit Bleistift, daneben Sichtvermerk braun, unten rechts Paginierungsstempel.

Der Inhalt dieser Präsentation steht unter einer Creative-Commons-Lizenz: CC BY-NC-ND 3.0 DE


nach oben