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Die Bundesrepublik tritt der NATO bei

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6. Mai 1955. Drei Zeilen reichen. Weltgeschichte im Telegrammstil. Die Bundesrepublik wird Mitglied der NATO.

Drahtbericht Botschafter Krekeler, Washington, an das Auswärtige Amt, 6. Mai 1955, Archivsignatur: PA AA, B 130-VS-REG/3446A
Drahtbericht Botschafter Krekeler, Washington, an das Auswärtige Amt, 6. Mai 1955, Archivsignatur: PA AA, B 130-VS-REG/3446A © AA

9. Mai 1955. Die Teilnahme der Bundesrepublik an der Konferenz der Außenminister der NATO wird als Medienereignis inszeniert. Mit der ersten Teilnahme der Bundesrepublik an der Außenministerkonferenz wird ein Weg abgeschlossen, der seinen Ursprung in einer der größten Krisen der Regierungszeit von Bundeskanzler Konrad Adenauer hat: Nach langen Verhandlungen wird 1952 der Vertrag über die Gründung einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft geschlossen, der im August 1954 keine Mehrheit im französischen Parlament erhält und scheitert. Das ist das Aus für eines der wichtigsten und ambitioniertesten europäischen Projekte in dieser Zeit, die Schaffung einer gemeinsamen europäischen Armee. Hektisch wird nach anderen Lösungen gesucht und wie so oft erwächst aus der Krise Einigkeit. In Konferenzen in London und Paris wird das weitere Vorgehen geregelt und die Bundesrepublik am 23. Oktober 1954 in einem Protokoll zum NATO-Vertrag zum Beitritt eingeladen.

Aber nicht die vielbeachtete Konferenz am 9. Mai 1955 besiegelt den Beitritt. Die Konferenz ist äußeres Zeichen des Beitritts, der sich drei Tage vorher, am 6. Mai 1955, in Washington vollzogen hat und über den in einem Fernschreiben aus Washington in ganzen drei Zeilen berichtet wird:

„Beitrittsurkunde zum Nordatlantikpakt heute 14.46 Uhr hiesiger Sommerzeit an Staatssekretär Dulles übergeben.“

Mit der Übergabe und mit der Bestätigung der Vereinigten Staaten über die erfolgte Hinterlegung der Urkunde ist der Beitritt vollzogen. In drei Zeilen kulminiert ein jahrelanges Kapitel der Geschichte der Bundesrepublik, das von den Verhandlungen über eine gemeinsame europäische Armee durch eine große Krise zu neuen Verhandlungen und einer erweiterten Allianz führt.

Drei Tage später in Paris. Vor dem Palais Chaillot, in Sichtweite des Eiffelturms, wird die Fahne der Bundesrepublik gehisst. Um 10:30 Uhr, so verrät uns der Ablaufplan in der Akte des NATO-Referats im Auswärtigen Amts, nimmt Bundeskanzler Adenauer im Sitzungssaal seinen Platz ein. Die Sitzung wird durch Rundfunk und Fernsehen übertragen. Für die damalige Zeit medial ein Ereignis ersten Ranges. Zusammen mit dem Inkrafttreten des Protokolls über die Beendigung des Besatzungsregimes am 5. Mai 1955 bilden die ersten Tage im Mai 1955, zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, den ersten großen Markstein in der Geschichte der Bundesrepublik.

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