Willkommen auf den Seiten des Auswärtigen Amts
„An einem herrlichen tropischen Wintermorgen...“ – ein Reisebericht aus Mosambik
1913 war der afrikanische Kontinent bereits fast vollständig unter den europäischen Mächten aufgeteilt. Neben wirtschaftlichen Interessen zählte die christliche Mission zu einem Hauptanliegen der Kolonialherren. Der deutsche Konsul in Mosambik schilderte seine Erlebnisse in einem Reisebericht.
Mosambik 1913: Wenig mehr als dreißig Jahre hat es bloß gedauert, bis die europäischen Mächte Afrika fast vollständig (bis auf das Äthiopische Reich u.a.) unter sich verteilt hatten: 110 Millionen neue Untertanen in 30 Kolonien auf insgesamt 26 Millionen Quadratkilometern. Die Kernfrage des Imperialismus aber ist: Was um alles in der Welt hat die Europäer in die trockenen oder sumpfigen Regionen gelockt, was versprachen sie sich von Wüste und Regenwald? Otto von Bismarck beklagte zwar den „kolonialen Strudel“ ... machte aber munter mit.
Die Literatur zum Kolonialismus füllt Regalmeter und lässt sich doch leicht auf den Dreiklang Markt, Macht und Militär reduzieren. Den Akkord aber komplettiert ein vierter Klang: Mission. Wenn auch das Kreuz weit weniger zum Symbol kolonialer Herrschaft geworden ist als das neuartige Maschinengewehr, so darf doch der Impuls, der von den christlichen Kirchen ausging, nicht außer Acht bleiben. Der einflussreichste deutsche Kolonialpropagandist Friedrich Fabri war Inspektor der Rheinischen Missionsgesellschaft, die seit 1830 in Südafrika das protestantische Bekenntnis verbreitete. Selbst der wohl berühmteste Afrikaforscher, David Livingstone, der heute auch in keinem deutschen Schulbuch fehlt, war zuerst einmal Missionar der London Missionary Society. Und seine Frau Mary, deren Grab der deutsche Konsul 1913 besuchte, war die Tochter eines schottischen Missionars. Tausende weiße Priester bemühten sich um das Seelenheil der Afrikanerinnen und Afrikaner und hatten auf diese Weise prägenden Anteil an deren kolonialer Erfahrung. Der Export europäischer Kultur erscheint heute anmaßend und autoritär. Doch zugleich waren es die Missionsschulen, in denen sich die neuen Eliten auf eine künftige Dekolonisierung ihres Kontinents vorbereiteten.
Die Hochphase der kolonialen Expansionen hatte auch Portugal dazu benutzt, seine zuvor lediglich auf die Küstenstriche begrenzte Herrschaft in das Hinterland auszudehnen. Eine transkontinentale Verbindung nach Angola scheiterte aber an britischen und belgischen Ansprüchen. In Boroma hatten zuerst Jesuiten gewirkt. Nach dem Sturz der Monarchie wurden 1910 alle geistlichen Orden in Portugal verboten, so dass die Steyler Missionsgesellschaft die Station am Sambesi übernahm. 1913 wurde der Teil nördlich des Sambesi für kurze Zeit im Zuge einer deutsch-britischen Übereinkunft dem Deutschen Reich zugesprochen.
Im August und September des gleichen Jahres besuchte Bernhard Reuter, der deutsche Konsul in Lourenço Marques, und selbst Katholik aus dem Rheinland, die deutschen Missionare. Seine Erlebnisse beschrieb er in einem Reisebericht, der die Facetten eines solchen Unterfangens zur damaligen Zeit eindrucksvoll schildert. Gegenüber Reichskanzler von Bethmann Hollweg klagte er im April 1914: „(…) ich bin von meiner Reise in das Sambesigebiet krank zurückgekehrt und auch heute noch leidend.“ Der Reisebericht selbst lobt ausschweifend die Arbeit der deutschen Missionare und die deutsche Kultur, die sie in Ostafrika verbreiteten. Dieser „Siegeszug“ sollte nicht lange andauern: Im Zuge des ersten Weltkriegs wurde Mosambik wieder portugiesisch und blieb es bis zu seiner Unabhängigkeit 1975.
Vollständiges Faksimile in der Bildergalerie unten auf dieser Seite!
Regest und Formalbeschreibung:
Maputo, 1914 April.
Bernhard Reuter, Konsul in Lourenço Marques (heute: Maputo), berichtet über seine Reise zum Hauptsitz der deutschen Mission in Boroma.
Archivsignatur: PAAA RZ 509/62144.
Bericht, Ausfertigung, Folio, 24 Blatt, Vorderseiten maschinenschriftlich beschrieben, auf dem Titelblatt oben links ein Notizzettel handschriftlich „Anlage zu Bericht des K[aiserlichen] K[onsulats] Lourenço Marques Nr. 52 vom 25.4.14, J[ournal] Nr. 539“, daneben oben mittig Vordruck „Deutsches Reich“, darunter Reichsadler; mittig unterstrichen Überschrift „Boroma“ gesperrt und in Großbuchstaben, darunter Unterüberschrift, darunter Betreff; unten mittig links mit Bleistift die Verweisung auf die Tagebuchnummer des Berichts „III d 5980/14“.
Der Inhalt dieser Präsentation steht unter einer Creative-Commons-Lizenz: CC BY-NC-ND 3.0 DE