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Das Zimmermann-Telegramm
1917: Kriegspläne des kaiserlichen Deutschlands gegen die USA
2017 jährt sich zum hundertsten Mal ein Fiasko deutscher Diplomatie: Das Zimmermann-Telegramm provozierte die USA zum Eintritt in den Ersten Weltkrieg.
Die deutsche Heeresleitung drängte Anfang 1917 auf die Wiederaufnahme des unbeschränkten U-Boot-Kriegs, den sie als einzige wirksame Gegenmaßnahme gegen die britische Seeblockade betrachtete, deren Folgen auch für die Zivilbevölkerung gerade im Winter 1916/17 immer spürbarer wurden. Nach der Versenkung der „Lusitania“ mit zahlreichen amerikanischen Passagieren an Bord im Jahr 1915 hatte man dieses Mittel zunächst wieder aufgegeben. Ein Kriegseintritt der USA auf der Seite der Entente stand im Falle der Wiederaufnahme zu befürchten. Die warnungslose Versenkung jedes Schiffes in einer bestimmten Zone rund um die britischen Inseln war als völkerrechtswidrig anzusehen, ebenso aber - zumindest nach deutscher Auffassung - auch die britische Totalblockade des deutschen Seehandels. Das Vereinigte Königreich sollte durch den unbeschränkten U-Boot-Krieg innerhalb kurzer Zeit zermürbt werden, so die Prognosen der Marine. Was aber, wenn damit auch die USA auf den Plan gerufen würden?
Ein Referatsleiter in der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amts, Arthur von Kemnitz, war der Urheber des Plans, für diesen Fall Mexiko ein gemeinsames Militärbündnis anzubieten. Der Gedanke war damals vielleicht weniger abwegig, als er heute erscheint, aber die Durchführung des Plans war unglücklich. Da die ursprünglich vorgesehene Beförderung der Depesche durch ein deutsches U-Boot an technischen Schwierigkeiten scheiterte, versandte man sie schließlich als verschlüsseltes Telegramm. Die deutschen Überseekabel waren gleich zu Kriegsbeginn durch die Ententemächte unterbrochen worden; es blieb aber die Möglichkeit „neutrale“ Kabel zu nutzen. In diesem Fall wurde die Nachricht mit großer Wahrscheinlichkeit mittels eines amerikanischen (!), über Großbritannien laufenden Kabels zunächst an den deutschen Botschafter in Washington gesandt und sollte von dort weitergeleitet werden.
Das Malheur: Die britische Aufklärung (der legendäre „Room 40“ in der Admiralität) fing das Telegramm ab, konnte es entziffern und gab es an Washington weiter. Da es mit der Unterschrift des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts, Arthur Zimmermann, herausgegangen war, wurde es auch unter dessen Namen bekannt. Es trug zweifellos seinen Teil dazu bei, dass die USA kurz darauf in den Krieg eintraten.
Im Übrigen war es nicht allein Mexiko, das gegen die USA in Stellung gebracht werden sollte. Vielmehr sollte auch Japan aus der Entente herausgelöst werden. Eine Randnotiz (die aber nicht in den Text des Telegramms übernommen wurde) ist besonders unverblümt. Während Mexiko die im 19. Jahrhundert an die Vereinigten Staaten verlorenen Provinzen zurückerhalten sollte, hieß es weiter: „Californien dürfte für Japan zu reservieren sein.“
Der Originalentwurf des Telegramms mit zahlreichen Korrekturen und Geschäftsgangsvermerken ist im Politischen Archiv erhalten. Die Abbildungen zeigen das vollständige Telegramm und eine Abschrift der ersten Seite, die alle im Entwurf angebrachten Korrekturen sowie die Vermerke und Verfügungen des Geschäftsgangs aufschlüsselt.
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Regest und Formalbeschreibung:
Berlin, 1917 Januar 13
Auswärtiges Amt an Botschaft Mexiko-Stadt: Ankündigung der Aufnahme des uneingeschränkten U-Boot-Krieges, Übermittlung eines Bündnisangebots an Mexiko mit territorialen Versprechungen für den Fall eines Kriegseintritts der USA.
Archivsignatur: PA AA, RZ 201, R 16919, S. 1-3.
Telegraphischer Erlass, genehmigtes Konzept, Folio, 2 Blätter. Registraturaktenzeichen: Mexiko 16 secr.
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